Naturfreunde Lauterbach Naturfreunde Lauterbach Naturfreunde Lauterbach Naturfreunde Lauterbach Naturfreunde Lauterbach
Naturfreunde Lauterbach
Home
UeberUns
Galerie
Youtube
Facebook
Programm
Wassersport
Links
Downloads
Mitgliedschaft
Vorstand
Satzung
--------------
Impressum
Datenschutz
Naturfreunde Lauterbach
Lauterbacher NaturFreunde besteigen bis zu sechs 4.000er im Monterosa-Massiv)

Lauterbacher NaturFreunde besteigen bis zu sechs  4.000er im Monterosa-Massiv
- Übernachtung in Europa´s höchstgelegenem Gebäude auf 4.554 m ü. NN -

Fünf Mitglieder der NaturFreunde Ortsgruppe Lauterbach und drei „Gastbergsteiger“ haben sich diesen Sommer hohe Ziele in den Alpen gesteckt. Mike hat mit viel Vorlauf 8 Plätze in der Capanna Margherita reserviert. Das ist die höchstgelegene Hütte in den Alpen und sie liegt auf dem Gipfel des Punta Gnifetti (ehem. Signalkuppe) auf 4554 m ü. NN. Die Hütte wurde bereits 1890 als höhenmedizinisches Forschungszentrum und Bergsteigerunterkunft errichtet. Man hat damals 10 Tonnen Baumaterial (ohne Hubschrauber) auf den Gipfel des 4554 m hohen Berges getragen. Zur Einweihung war die Namensgeberin, Königin Margherita von Italien, höchst selbst in der Hütte vor Ort.
Zur Akklimatisierung wählen die Teilnehmer unterschiedliche Wege. Paul Peters und Michael Poschen besuchen in der Woche vor der Tour den Eis- und Urgesteinsteil der Trainerausbildung Bergsteigen der Naturfreunde. Michael Baumarth und Peter Poschen machen vorher eine geführte Hochtour, im Rahmen der NaturFreundeErlebnis Akademie, um sich an die Höhe anzupassen. Stefan Carle, Stefan Schill, Konstantin Masche und Steffen Köhler können nicht so viel Zeit investieren und reisen am Wochenende vorher an, übernachten schon mal auf einer höher gelegenen Hütte und machen Samstag und Sonntag einige Höhenmeter zur  Eingewöhnung an die dünnere Luft.
Paul und Mike werden während ihrer Trainerausbildung im Kaunertal von einer Mure von der Außenwelt abgeschnitten. Drei Bäche überschütten die einzige Zufahrtsstraße zum Kaunertal auf einer Länge von 800 m bis zu 4 m hoch mit Schlamm, Geröll und riesigen Felsbrocken, die teilweise erst gesprengt werden müssen bevor sie wegeräumt werden können.  Da lange ungewiss bleibt ob und wann man das Tal mit Fahrzeugen verlassen werden kann, entschließt sich Mike zu Fuß aus dem Tal zu laufen und fährt mit 8 verschiedenen Verkehrsmitteln in das Val de Gressoney, damit zumindest einer der „Tourgides“ pünktlich vor Ort ist. Der Österreichische Katastrophenschutz gibt alles und Paul kommt am Ende auch noch rechtzeitig mit seinem Auto in Tschaval an.
Paul und Mike steigen Sonntagmittag zusammen zur 2.600 m hoch gelegenen Orestreshütte auf, wo sie die sechs anderen Bergfreunde treffen. Am nächsten Tag geht es zum Rifugio Cita di Mantova auf 3.400 m. Nachmittags bleibt genug Zeit noch mal mit allen das Gehen mit Steigeisen zu üben, Seilschaften für den Gletscher einzuteilen, die Seile vorzubereiten und die Schritte zur Spaltenbergung durchzugehen.
Dienstag geht es auf den Gletscher  und hinauf auf den ersten 4.000er. Die Piramide Vincent reckt ihre weiße Kappe als erste in der Reihe 4.215 m hoch in den Himmel. Die Sicht ist grandios, für Michael B. und Steffen ist es der erste 4.000er überhaupt. Man sieht Matterhorn, Gran Paradiso, Dom ja sogar der Mont Blanc ist wolkenfrei, ein seltener Anblick. Einfach grandios. Über den Vincentpass steigen wir zum Balmenhorn auf 4.167 m auf dessen Gipfel ein Felsmassiv thront mit einem überlebensgroßen Jesus und einer Biwakschachtel . Der Gipfel ist über Eisensprossen und ein Fixseil relativ leicht zu besteigen. Die Gruppe macht eine ausführliche Pause und sondiert die Stimmung. Vier wollen noch weiter der Rest geht runter zum Rifugio Gnifetti auf 3.610 m um Kräfte für den Aufstieg auf die Capanna Margherita zu sammeln, der für den nächsten Tag ansteht. Die vier Unermüdlichen nehmen noch den Corno Nero in Angriff der eine ca. 50 m hohe Felsschachte bis auf 4.322 m aus dem Gletscher heraushebt. Der Gipfel wird über eine bis zu 43 ° steile Firnflanke bestiegen, das entspricht 93 % Steigung! Steffen der erfahrenste Kletterer der Gruppe steigt das im Vorstieg ungesichert vor und holt die anderen dann am Seil gesichert nach. Dritter 4.000er an einem Tag und immer noch phantastische Fernbicke. Unglaubliche Glücksgefühle. Die Vier seilen sich die Firnflanke wieder nach unten ab und beschließen auch den Tag zu beenden.
Rifugio Gnifetti - die Kunst der Verdichtung: Acht Halbpensionsgäste und acht Rucksäcke passen auf 9 m². Hier können sich Architekten Anregungen für verdichtetes Bauen holen. Mittwoch gibt es frühes Frühstück um 4:30 Uhr, zwei haben entschieden, dass es für sie nicht weiter rauf geht und steigen wieder ab. Die verbleibenden sechs starten früh. Die Entdeckung der Langsamkeit, nicht schneller gehen als man Luft bekommt, herausfinden wie langsam man gehen muss, damit man nicht außer Atem gerät. Die Gruppe reiht sich hinter eine Seilschaft ein, man ist nicht alleine unterwegs. Nach einer Stunde zieht dichter Nebel auf. Im Nebel wird man sofort völlig orientierungslos. Die Seilschaft folgt einfach der Spur im Schnee. Warum in aller Welt wird das denn immer Steiler? Ein Blick auf das GPS mit der Karte zeigt, dass wir auf dem falschen Weg sind, kurz vor dem Gipfel der Piramide Vincent. Neu orientieren: über das Balmenhorn kann man mit wenig Höhenverlust Richtung Lys-Pass wieder auf den richtigen Weg gehen. Das Wetter klart jetzt wieder auf, die Stimmung der Seilschaft ebenso. Am Lys-Pass wechselt man auf den Grenzgletscher und man tritt endgültig in die faszinierende Eiswelt des Monte Rosa. Kurz vor dem Rifugio Margherita wird es noch mal sehr steil. Dann kommt der Glücksmoment. Es ist geschafft, das Ziel ist erreicht, das höchste Gebäude Europas auf dem sechsthöchsten Berg der Alpen. Das Wetter spielt mit. Man sieht alle 4.000er im Wallis, im Berner Oberland, selbst den Barre des Écrins in den Französichen Alpen. Das Matterhorn steht „auf dem Präsentierteller“ auf Augenhöhe gegenüber. 1.000 Fotos, Videos, Selfies, wer wird das jemals alles ansehen? Die Tibetischen Gebetsfahnen bekommen noch einen Ehrenplatz. Sonnenuntergang, Sternenhimmel, Sonnenaufgang, unglaublich gute Fernsicht, einfach surreal. Abstieg, in zwei Etappen, Wellnesshotel im Tal, Abschluss der Tour bei typischen Walser Gerichten, lokalen Weinen mit Stolz geschwelter Brust, Rückfahrt in den Vogelsberg. Hat man das wirklich alles in einer Woche erlebt? Das sind auf jeden Fall Geschichten für die Enkel.

Bildunterschriften:
DSC_CM1:  Fünf Mitglieder der Naturfreunde Lauterbach vor der Capanna Margherita auf 4554 m
DSC_CM2:  Auf dem Gipfel der Piramide Vincent 4.215 m
DSC_CM3: Auf dem Gipfel des Balmenhorn 4.167 m
DSC_CM4:  Vorstieg zum Gipfel des Corno Nero 4.322 m
DSC_CM5: Abseilen am Corno Nero
DSC_CM6:  Matterhorn und Dom bei Sonnenuntergang von der Capanna Margherita aus
DSC_CM7:  Vom Balkon der Capanna Margherita geht es steil Richtung Po-Ebene hinab